Seit gut einer Woche beschäftigt das Hochwasser der Elster (nicht nur) die Gemeinden in den „Wasserdörfern“ – den Orten zwischen Profen und Bornitz, beidseits der Weißen Elster. Erst war es nur eine Bedrohung, dann wurde es erschreckend real. Zwei der Dörfer, die zum NöZZ gehören, standen unter Wasser. In anderen wurde gegen die Flut mit geradezu übermenschlicher Kraft gekämpft. Die Nachrichten aus Zeitz, aus den Orten weiter oberhalb des Flusslaufs, die Nachrichten in den letzten Tagen von den Orten an Saale oder Elbe – auch der Donau – beschäftigen die Menschen immer noch.
So war es kein ganz normaler Gottesdienst, den die Gottesdienstgemeinschaft der Gemeinden an der B2 in Draschwitz feierte. Bibeltexte sprachen von Bewahrung in Not, von Zweifeln, Hoffen und den Fragen nach Gott.
Im Mittelpunkt des Gottesdienstes stand der 77. Psalm, in dem ein Beter seine Not klagt. Er denkt an Gott – und ist betrübt; er findet selbst in dem Glauben an den Schöpfer und Erhalter der Welt keinen Trost. Die Erzählungen von vergangenen Wundern helfen ihm nicht.
Er ist ein Mensch, der nicht leichtfertig in der Not gute Worte gibt. Er stellt sich der Not ehrlich. Und gerade so geben diese Bibelworte den Menschen heute die Möglichkeit, ihre Gefühle angesicht der Katastrophe auszudrücken, vor Gott und Mitmensch ehrlich zu sein, verzweifelt zu sein, zu klagen, ja – anzuklagen.
Und damit eröffnet sich für den einen oder anderen auch ein neuer Zugang zu dem Gott, der scheinbar so spurlos verschwunden ist. Zaghaftes Vertrauen keimt auf – und findet neuen Halt im Glauben, nicht leichtfertig, nicht zurückgezogen von der Not; stattdessen gestärkt, weil nicht der eigene Glaube, sondern Gott selbst trägt in der Krise.
Die Gottesdienstfeiernden nutzten die Gelegenheit, ihre Gedanken, Gebete oder, Namen von Menschen in besonderer Not aufzuschreiben und sie an fünf Sandsäcken abzulegen, die im Altarraum abgelegt waren. Dank und Bitte fanden sich in den Gebeten, die zum Teil auch laut gesprochen wurden.
Ein sehr bewegender und bewegter Gottesdienst, der deutlich machte: Gerade auch die Seele braucht in diesen Tagen Zeit und Raum, in dem sie sich äußern darf und auftanken kann.
(Die Predigt zum Gottesdienst ist nachzulesen im Blog von Pfarrer Keilholz, www.keilissicht.de/blog – „Ich denke an Gott – und bin betrübt?“)