Himmelfahrt. Für manche ist es ein Feiertag, um abzuschalten und die Zeit mit Freunden und Familie zu genießen. Für andere ist es ein fester Termin für ein kleines Abenteuer, dass jedes Jahr um diese Zeit stattfindet: Die Moldautour. Sechs Tage lang mit Zelt und Kanu entlang der Moldau.
Auch in diesem Jahr war wieder eine große Truppe von 25 Personen bereit, die Wasser der Moldau unsicher zu machen. Frohen Mutes ging es am 13.05.23 mit gepackten Seesäcken, ordentlich Proviant und jeder Menge Vorfreude auf die kommenden Tage mit dem Bus in Richtung Vyšší Brod. Gestartet mit Sonnenschein, erwartete uns am Ziel ein weniger schöner und bedeckter Himmel. Nachdem die Zelte aufgebaut waren und das Lagerfeuer entzündet wurde, war dies jedoch kein Thema mehr. Der erste Abend verebbte langsam bei guten Gesprächen und knisternden Flammen.
Am nächsten Morgen ging es dann endlich los. Nachdem die Kanus beladen und die morgendliche Andacht gehalten wurde, ging es auch schon ab aufs Wasser. Die ersten Tage gestalteten sich sehr wechselhaft. Mit ca. 10 °C und etwas Regen wurden die ersten Wehre angesteuert. Einige von ihnen konnten gefahren werden, andere musste umtragen werden. Bei letzteren zeigt sich, ob die Truppe Teamgeist besitzt oder nicht. In gewohnter und eingespielter Moldaumanier packte jeder bei jedem mit an. So war ruckzuck jedes Kanu umtragen und die Fahrt konnte weitergehen. In der Mitte der Tour wurde das Highlight einer jeden Moldautour angefahren: Český Krumlov. Eine kleine Stadt, durchflossen von der Moldau, mit einer wunderschönen Altstadt, welche sogar als Weltkulturerbe ausgezeichnet ist. Leider hatten wir auch an diesem Tag weniger Glück mit dem Wetter, aber einen Spaziergang in die Altstadt ließen wir uns auch bei strömenden Regen nicht nehmen. Letztlich gibt es ja nur schlechte Kleidung und kein schlechtes Wetter ;).
Nachdem wir Český Krumlov mit all seinen Wehren hinter uns gelassen hatten, wurde allen klar, bald endet unser Abenteuer. Umso mehr genossen wir die verbliebenen zwei Tage. Vor allem die jüngeren unter uns nutzen die Zeit auf dem Wasser intensiv und auf ihre ganz eigene Weise: Kanus wurden auf dem Wasser zum Drehen gebracht, in die Ufer gedrängt oder schlicht gerammt. Auch bei Temperaturen zwischen 9 bis 14 °C ließen wir uns die altbekannten „Wasserschlachten“ nicht nehmen, denn was wäre eine Moldautour ohne Spaß ;).
Die letzte Etappe führte uns zu unserem Ziel: Boršov nad Vltavou. Bis hierhin kamen wir alle ohne Kenterung durch. Dies sollte sich an diesem Tag für fünf Personen in zwei Kanus ändern. An einer Stelle mit stärkerer Strömung und Steinen hat es bei knapp 12 °C dann doch einen Teil unserer Truppe in die Moldau gerissen. Mit Kenterungen gut vertraut waren wir jedoch alle schnell wieder im Boot, das Gepäck verstaut und weiter auf dem Weg zum Zielort, an welchem bereits eine warme Dusche auf uns alle wartete.
Am Abend wurde ein letztes Mal bei Lagerfeuerschein zusammen gesessen und die Ereignisse der letzten Tage besprochen. Am Freitag, dem 19.05.23, ging es schließlich wieder zurück nach Hause.
Es war eine schöne Zeit mit anspruchsvollen Gegebenheiten, guten Gesprächen, Andachten zum Nachdenken und vielen tollen Momenten. Die Temperaturen waren an manchem Tag recht herausfordernd für uns alle, aber gemeinsam ist geteiltes Leid ja bekanntlich halbes Leid.
Jedes Jahr um Himmelfahrt begeben wir uns auf diese Tour und das schon fast zwei Jahrzehnte lang. Ob es nicht langsam langweilig wird, immer zu Himmelfahrt das Gleiche zu sehen? Nein! Jede Tour ist anders und hat ihren ganz eigenen Charme, den kein Teilnehmer missen möchte. In der Heimat angekommen freuten sich schon jetzt wieder alle auf Himmelfahrt im kommenden Jahr, wenn es wieder heißt: „The same procedure as every year.“ – Moldau, wir kommen.
Richard Körner
