Alles Gute kommt von oben

Angesichts des Dauerregens war das der Bibel entlehnte Zitat eine ziemliche Herausforderung für die Besucher des Festwochenendes in Görschen. 700 Jahre Kirche wurden feucht fröhlich gefeiert. Nur gut, dass Arsands wieder ihre Scheune bereitgestellt und die Freiwillige Feuerwehr ein Zelt aufgebaut hatten. So richtig schön, trocken und wohltemperiert war es aber in der Kirche. Es schien fast so, als wäre es himmlische Absicht, die Besucher mehr als geplant in sie zu locken. Die Bläserserenade zum Auftakt des Festes wurde jedenfalls in die Kirche verlegt.
Von oben, von den Emporen erklang Gutes:  Bläser aus Görschen, Flemmingen, Freyburg, Karsdorf, Saubach, Halle und Sachsen hatten sich vereint, um mit strahlender Bläsermusik den Auftakt zu geben. Zwischen den Texten erfuhren die Zuhörer, wie seit Ostern mit Veranstaltungen und Aktionen in Görschen Kirchengeburtstag gefeiert wird. Geburtstagsgeschenke wurden aufgezählt und Namen genannt. Als  vorläufig letztes Werk präsentierte sich das von der Firma Rößler und Familie Gerhard Finke erneuerte Friedhofstor. Noch zwei Geschenke stehen aus: die Restaurierung von Bemalung in der Kirche und die Anschaffung von zwei Glocken. Mehr als 17.000,-€ haben die Görschener bereits dafür gesammelt, und nun träumen sie, dass vielleicht schon Ostern von oben, vom Kirchturm ein herrlicher Dreiklang zu hören sein wird. Mit dem Erlös aus einer Tombola erhöhten sie innerhalb einer halben Stunde den Betrag um weitere 999,-€.
Als Matthias Keilholz um 19.30 Uhr zum Konzert in die Kirche einlud, füllte sich die Kirche ein zweites Mal.  Zwischen zwei von Frau Lotze aus Naumburg vorgetragenen Liedern wurde jedoch zunächst eine vom Naumburger Tageblatt gesponserte Ballonfahrt versteigert.   200,-€  war Monika Donath die Fahrt wert: Geld für die Glocken und einen Blick von oben.  Mit Lieder von Paul Gerhardt, aufgefrischt und neu interpretiert, sang  Pfarrer Keilholz von einem, der über allen Dingen steht: „Wenn ich schlafe, wacht sein Sorgen und ermuntert mein Gemüt…“   So ging‘s denn auch munter weiter  für die, die noch nicht schlafen wollten. In Arsands Scheune konnte   eine von Siegfried Schulz erstellte  DVD zur Geschichte Görschens angesehen werden (kostet 10,-€  Glockenspende, gibt’s bei Donaths).

Zum Festgottesdienst am Sonntag füllte sich noch einmal die Kirche. Die am Himmelfahrtstag aus dem Altar entnommenem Dokumente legten Georg Arsand und Thilo Seyfarth zusammen mit unseren Briefen an die Nachfahren an den alten Ort zurück. Zum Gesang des Teucherner Kirchenchores hörte man leise das Kratzen des Reibebrettes. Feierlich und bewegend war dieser Akt, mit dem der Altar für weitere 100 Jahre verschlossen wurde.

Es selbst mit dem Glauben zu versuchen, dazu lud der Regionalbischof Propst Martin Herche in seiner Predigt ein.  Er gratulierte den Görschenern zu ihrer Kirche und wünschte ihnen, dass sie auch noch in 100 Jahren mit Leben erfüllt sei.

Hermann, der kuschlige Eisbär, ermunterte und lächelte von oben, von der Kanzel den Gästen nach. Und wer genau hinhörte, der hörte ihn sagen: „Glaubt‘s nur: Alles Gute kommt von oben.“

Dass das Fest am Ende auch finanziell ein Glocken-Gewinn war, hat ganz irdische Ursachen. Wurst und Steaks wurden gesponsert von der Fa. Axel Finke, Görschen und den Fleischereien Gabler und Gallander aus Langendorf. Wein kam vom Weingut Seeliger, Beuditz;  Glockenpils aus Apolda, Kuchen von der Bäckerei Schütze; Brot und Brötchen spendete die Bäckerei Erfurth, Stößen. Weiterer Kuchen und Salate und fleißige Hände und tolle Ideen steuerten viele Helfer bei. Dafür herzlichen Dank.

(Text: Bernd Donath)

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