Über die Schwelle

Es war schon ein Versuch, die Reihe der Sommerkinos 2010 in der Erlebnis-Kirche in Wählitz mit einem Dokumentarfilm zu beschließen. Erfreulich viele Besucher folgten der Einladung und sahen sich gespannt das biografische Filmporträt “Über die Schwelle” an. Erzählt wurde das Leben des Kommunisten Walter Ruge (geboren 1915 in Berlin) der aus politischen Gründen 1933 Deutschland  verlassen musste und nach acht Jahren des Exillebens grundlos zu zehn Jahren Arbeitslager verurteilt wurde. Sein Weg führte ihn durch verschiedene sibirische Lager. 1958, also 25 Jahren später, verließ er die Sowjetunion und ging wieder zurück nach Ostdeutschland. Die Spurensuche nach seiner Vergangenheit führte das Filmteam gemeinsam mit dem 91-Jährigen an den nördlichen Polarkreis Sibiriens, wo mit beeindruckenden Bilddokumentationen, ergreifenden Begegnungen und den Reaktionen junger deutscher Schüler ein für den Betrachter nacherlebbares Bild gezeichnete wurde.

Ebenfalls ein Novum – Walter Ruge und der Regisseur der Dokumentation, Stefan Mehlhorn, waren persönlich zu Gast in der Erlebnis-Kirche und stellten sich den Fragen des Publikums nach dem Film in einer sehr kontroversen Diskussion. Pfarrer Thomas Wisch war durchaus eine konzentriert Moderation abverlangt, als verschiedene Meinungen und Ansichten zu Kommunismus, Kriegsgefangenschaft, Glauben  und Erkenntnisprozessen aufeinander prallten. Nicht jede Frage konnte abschließend geklärt, nicht jede Emotion unterdrückt werden. Und was bleibt, ist die Gewissheit, dass dies erst der Beginn der Aufarbeitung eines wichtigen Kapitels unserer Geschichte ist.

(Text: Andy Haugk)

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