Nach zwei Jahren Pause machten wir uns in diesem Jahr wieder auf den ökumenischen Gemeinde-Kreuz-Weg. Aus drei Richtungen starteten Gruppen um 13 Uhr. Auf dem Marktplatz Osterfeld, der Kirche in Meineweh und der katholischen Kirche in Teuchern.
Station 1: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. (Lk 23, 33-34)
Die Soldaten, welche an der Hinrichtung beteiligt waren, ahnten nicht, was sie hier taten oder wen sie da vor sich hatten.
Wir treffen im Leben immer wieder auf Menschen. Dabei wissen wir auch nicht, wie es unserem Gegenüber mit dem Gesagten, dem Getanen oder dem Unausgesprochenen geht.
Station 2: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein. (Lk 23,43)
Neben Jesus ist dieser andere Straftätter. Er weiß um seine große Schuld und erwartet die Strafe. Er bittet Jesus um Fürsprache bei Gott.
Mich beschleicht an manchen Tagen auch die Angst vor der Strafe für meine Schuld. Manche Schuld wurde durch Menschen bestraft – von anderen wissen nur Gott und ich allein.
Station 3: Liebe Frau, das ist jetzt dein Sohn. […] Siehe, das ist jetzt deine Mutter. (Joh 19,26-27)
Jesu Mutter musste einiges aushalten – und nach seinem Tod wird wird nichts mehr so sein, wie es war. Menschen brauchen einander.
Mein Leben findet zwischen Menschen statt: Immer wieder begegnen mir neue Menschen und die Beziehungen verändern sich.
Station 4: Mein Gott, meine Gott, warum hast du mich verlassen. (Mk 15,34)
Warum? – Eine Frage der Angst. Scheinbar asuweglos. Jesus spricht die Worte des 22. Psalms.
Oft genug lastet auf mir das große „Warum“. Warum ich? Warum gerade meine Familie? Warum dieses Leid in der Welt?
Jesus spricht den Psalm, weil er weiß: „Sein Angesicht hat er nicht vor mir verborgen. Er hat mich gehört, als ich um Hilfe schrie.“ (Psalm 22, 25)
Station 5: Mich dürstet. (Joh 19, 28)
Der Tod ist nah und Jesus ist in diesem Moment so menschlich. Er hat durst. Die Soldaten erfüllen ihm den Wunsch.
Wie wird es sein an meinem Ende? Wer wird bei mir sein und sich um meine Bedürfnisse kümmern?
Jesus ist sich sicher, dass er nciht allein ist. Er spricht mit Gott.
Station 6: Es ist vollbracht. (Joh 19,30)
Jesus spricht am Kreuz diese Worte. Dann geht es zu Ende. Doch dieses Ende ist erst der Anfang.
Wir können einen Schlussstrich im Leben ziehen. Eine Ende ist allem lebendigen bestimmt. Doch was unter dem Strich steht, das bestimmt Gott. er kann auch aus dem Minus ein Plus machen.
Station 7: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun (Lk 23,34)
Jesus bittet Gott um Vergebung für die Schuld der Anderen.
Menschen machen sich auch an uns schuldig: Familie, Freunde oder Nachbarn. Ihnen zu vergeben, das ist ein göttlicher Akt. Es ist nämlich nicht leicht das zu tun und die Beziehung wieder herzustellen.
All die Stationen sind wir gemeinsam gewandert. Dabei hat sich der Himmel wirklich verdunkelt und ein starker Wind kam auf, so konnten wir die beschriebene Sterbestunde mit all ihrer Finsternis nachspüren. Dann brannte die Sonne und der Durst wurde spürbar. Das durchwachsene Aprilwetter war eindrücklich. Im Antonienhof der Caritas Wohn- und Förderstätte endete der gemeinsame Weg – mit einem ökumenischen Segen.
Wir hoffen darauf, im nächsten Jahr wieder gemeinsam mit den Bewohnenden die letzten Stationen zu gehen.