Worte braucht er nicht. Ohne zu reden lässt er vor den Augen seiner Gäste eine Welt entstehen, die so real wirkt, als wäre sie wirklich da. Gebannt verfolgen 300 Augenpaare, wie ein Reisender in der Wu?ste im u?bervollen Bus durchs Land fährt, beim Zwischenstopp an einem Brunnen den Bus verpasst, in der Wu?ste vor lauter Durst anfängt, die irrsten Bilder zu träumen. Lichtwechsel von brennendem Gelb zu ku?hlem Blau: Spiel mit der Wasserpistole, ein Fisch im Aquarium, das kostbare Nass in einem Safe.
Der spanische Pantomime Carlos Martínez beherrscht sein Handwerk und verzaubert seit 30 Jahren kleine und große Zuschauer, denen er mit dem Spiel seiner Mimik, seiner Hände und Fu?ße alles zeigen kann, was sich nur vorstellen lässt. In Hohenmölsen konnten sich die restlos faszinierten Gäste bei der Auffu?hrung seines Jubiläumsprogramms am 18. Mai davon u?berzeugen.
Ein bisschen von dieser Kunst hatte Martínez vormittags in zwei Workshops in Zeitz fu?nfzehn Jugendlichen und zwölf Erwachsenen nahegebracht. Sie lernten, sich an einer Wand entlang zu tasten oder eine Tu?r zu öffnen. Dinosaurier und Kuscheltiere fu?hrten sie durch die vier Länder der Gefu?hle Angst, Wut, Trauer und Glu?ck und stellten dabei die jeweiligen Emotionen gekonnt dar.
Wer Martínez‘ Programme besucht und sich mit ihm unterhält, bekommt schnell mit, dass der Spanier von seinem christlichen Glauben geprägt ist. Verantwortung fu?r die Schöpfung oder die Frage nach den Menschenrechten spielen fu?r ihn eine große Rolle, ebenso, wie biblische Geschichten spielerisch zu erzählen. Psalm 23, Noahs Arche oder das Vaterunser sind fester Teil seines Repertoires.
Am Ende eines langen und reich gefu?llten Tages fielen mehr als einmal die Worte „Danke Carlos“. Und kaum war der Abend in Hohenmölsen zu Ende, wurden die ersten Fragen gestellt: Wann kommt der wieder? Das ist wohl das größte Kompliment, das sich dem Ku?nstler machen lässt.
(Text: Matthias Keilholz)